1810. Der Kundenbrief von Ehinger & Cie.

Nº 14

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Kundenbrief Nº 14

«Kryptowährungen sind vieles, nur keine Währung.»

Tom Afheldt / N⁰ 14 / Mai 2024

«Kryptowährungen sind vieles, nur keine Währung.»

Der Höhenflug des Bitcoins und anderer Kryptowährungen beherrscht die Schlagzeilen und beflügelt die Fantasie vieler Anleger. Unterstützt wurde der Aufwärtstrend durch die Zulassung von Bitcoin-ETFs (Anlagefonds) in den USA. Dadurch wurde das Vertrauen der Anleger in diese Anlageklasse gestärkt und Bitcoin einem breiten Publikum einfach zugänglich gemacht. Milliarden an neuem Geld flossen in den Markt.

Heute, so hat man das Gefühl, sind Bitcoin und Co. schon fast im Mainstream angekommen (obwohl ich mal behaupten möchte, dass nicht viele Leute wissen, was sie da eigentlich genau kaufen). Dass sonst eher brave Marktteilnehmer wie etwa Postfinance an Bahnhöfen dafür Werbung machen («Wie kann ich beim Krypto-Boom mitmachen?») mag ein Indiz dafür sein. Ein anderes Beispiel: Eine alteingesessene Zürcher Privatbank hat kürzlich ein eigenes Krypto Angebot vorgestellt, beschäftigt einen «Crypto Investment Manager» und fühlt sich so nach eigenen Aussagen «agiler und jünger». Man wird den Verdacht nicht los, dass hier einige Anbieter auf einen fahrenden Zug aufspringen, neue lukrative Verdienstmöglichkeiten wittern und sich dazu noch einen jungen, modernen Anstrich geben wollen. Fakt ist aber auch: Gerade jüngere Leute beschäftigen sich oft mit «Kryptos» und handeln diese einfach via Smartphone. Die jüngste Kursexplosion sorgt zudem dafür, dass die Gier angefacht wird. Bitcoin-Anleger haben die Erfahrung gemacht, dass man in kurzer Zeit traumhafte Renditen erzielen konnte – Aktien gelten bei vielen schon fast als langweilig und altmodisch. Die Kursziele für Bitcoin («to the moon») werden immer höher und das FOMO-Prinzip («fear of missing out» – die Angst, etwas zu verpassen) wirkt immer stärker.
Was ist unsere Haltung zu Bitcoin und anderen Kryptowährungen? Für uns ist die Sache relativ einfach und wir gelten deshalb gerne möglicherweise als altmodisch (aber darum gibt es Ehinger & Cie. vielleicht auch schon seit 1810): Dem Bitcoin steht, im Gegensatz beispielsweise zu Aktien, kein realer, irgendwie berechenbarer Gegenwert gegenüber. Es werden nirgendwo Erträge generiert, nichts wird erschaffen. Das letztlich vorhandene Angebot an Bitcoin ist begrenzt, es ist also rein die Nachfrage, die den Preis bestimmt. Natürlich kann der Bitcoin noch weiter deutlich steigen und wird es vielleicht auch. Aber auf irgendeine ökonomisch rationale Art den fairen Wert berechnen? Das konnte mir noch keiner erklären. Kryptowährungen sind für mich übrigens vieles, nur keine Währung. Nur schon die extremen Kursschwankungen oder die mehr als unsichere Funktion als Wertaufbewahrungsmittel sprechen dagegen. Es gibt auch keinen Staat, der als Gegenpartei dafür geradestehen würde. Ich bin da einig mit Gary Gensler, dem Chef der US-Börsenaufsicht, der meinte: «Der Bitcoin ist in erster Linie ein spekulativer, volatiler Vermögenswert.»
Kurz: Wir investieren das Geld unserer Kunden nicht in Bitcoin und Co. Dies passt schlicht nicht zu unserer Anlagephilosophie und unseren Überzeugungen.